Rezept lippischer Pickert

Jeder der den Kreis Lippe besucht oder Bewohner dieses schönen Fleckchens Erde ist, wird an einem guten Lippischen Pickert nicht vorbeikommen. Er wird im Volksmund auch gerne mal als das „Nationalgericht“ der Lipper bezeichnet. Der Wortursprung des Wortes Pickert kann vom plattdeutschen Wort „pecken“ = kleben abgeleitet werden, da der Teig während der Zubereitung klebrig ist.

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Zutaten :
500 g Kartoffeln
500 g Mehl
5 Eier
25 g frische Hefe
oder
1 Päckchen Trockenhefe
1 Teelöffel Salz
Rosinen ( Menge nach Wahl )

Versetzt man den Teig mit etwas Bier, erreicht man einen Geschmack der besonderen Art.

Zubereitung :
Die rohen geschälten Kartoffeln müssen mit einer Küchenreibe zu einem Brei gerieben werden. Geben Sie diesen zusammen mit den Eiern und den Rosinen in eine Schale und verrühren alles miteinander. Beim Rühren geben Sie langsam das Mehl hinzu. Lösen Sie dann die Hefe in 100-150 ml Wasser auf und geben Sie dies zusammen mit einem Teelöffel Salz in die angerührte Masse. Alles nocheinmal schön verrühren und mit einem Handtuch bedeckt eine Stunde lang gehen lassen.
Nun können Sie den Teig in eine heiße Pfanne ( mit Öl bedeckt ) geben und goldbraun backen.
Guten Appetit !

In vergangenen Tagen wurde der Teig direkt auf der mit einer Speckschwarte eingerieben Herdplatte gebraten. Auf den Wochenmärkten im Lipperland wird auch heute noch oft Pickert frisch zubereitet. Nutzen Sie bei einem Besuch des Lipperlandes die Gelegenheit einen frischen Pickert zu genießen.

>>> hier geht´s zur Schritt für Schritt Anleitung, damit der Pickert gut gelingt

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Ergänzung zum Rezept „Lippischer Pickert“.

Autor:
Reinhard Klein (ein „Urlipper“, dessen Vorfahren — seit 3 Generationen aus der Senne stammen)

Das veröffentlichte Rezept für „Lippischen Pickert“ ist nicht der lippische „Urpickert“!
Der enthielt keine Rosinen und enthielt nur soviel Zucker, wie für einen abgerundeten Geschmack erforderlich war. Deshalb möchte ich auf eine offenbar unbekannte Tatsache im Voraus aufmerksam machen (die Information habe ich von meiner Grossmutter):
Der Pickert war im „Lippschen Lande“ (auf dem Lande!) ein sogenanntes „Arme-Leute-Essen“! Noch bis in die 30ger Jahre hatte der grösste Teil der Landbevölkerung nur das im Kochtopf, was auf dem eigenen (oder gepach- teten) Acker geerntet werden konnte — zum überwiegenden Teil die Kartoffel! Aus diesem Zwang heraus „erfanden“ dann die Hausfrauen schon in früheren Jahren diverse Kartoffelrezepte. Der Pickert war wohl mit das am einfachsten herzustellende Gericht. Denn ausser Kartoffeln hielten sich die meissten Land- bewohner auch ein Schwein „im Stall“, sodass die erforderlichen Zutaten hergestellt werden konnten.

Vorallendingen war das so in der Lippischen Senne (Augustdorf, Schlangen, Kohlstädt) und den angrenzenden Dörfern. Der Pickert wurde auf der blanken Herdplatte des Küchenherdes gebacken! Das war möglich, weil nur mit Holz oder Torf gefeuert wurde (den Kohlegeruch hätte der Pickert übernommen). Die Herdplatte wurde blank gescheuert, mit einer Speckschwarte eingefettet und darauf dann der Pickert gebacken — eine ca. 4cm dicke und 30 mal 30 cm grosse Teigschicht! Der fertige Pickert wurde in Streifen und Stücke geschnitten. Diese schnitt man dann in der Mitte (flach) auf und beschmierte das mit „guter“ (weil eigener!) Butter oder geräucherte Lippischer Leberwurst vom eigenen Schwein. Die schmeckt auch heute noch zum „UrPickert“ am besten! Zu dem Rosinenpickert sagten die alten Lipper nur, das sei „Neureichenpickert“. Das Geld für Rosinen hatten sie nämlich meistens nicht oder waren zu „sparsam“, um dafür Geld auszugeben. Sicher — auch damals gab es Lipper, die auf ihren Pickert Süßes haben wollten, nur dann war es Rübenkraut — auch selbst gemacht. (Ich habe Engländer erlebt, die sich als unsere Gäste ein paar Scheiben Käse auf den Pickert gelegt und behauptet haben, das schmecke vorzüglich — warum nicht!)

Eine andere Variante des Lippischen Pickert wird aus Buchweizenmehl hergestellt. Das ist sehr lecker! Ich habe den Pickert so in meiner Kindheit gegessen, mit frisch geschleudertem Bienenhonig vom Imker! Davon kann man heute nur noch träumen. Meine Frau mischt Mehl und Haferflocken in den Teig, so wird er schön locker und lässt sich trotzdem kross in der Pfanne ausbacken. Noch soviel zu dem, was heute als „Lippischer Pickert“ angeboten wird: mit dem Originalrezept hat das nichts mehr zu tun! Der Pickert vom Bäcker schon gar nichts! Denn der Grundbestandteil des Pickert ist ein leicht salziger Teig, zum überwiegenden Anteil aus rohen, geschabten Kartoffeln, Eiern, Mehl, Salz, etwas Milch —– OHNE ROSINEN!